Rückblick unserer Demonstration

Mit bis zu 150 Menschen sind wir am Samstag durch Geldern gezogen. Wir haben unsere Forderungen nach der Aufklärung von Amads Tod in die Geldener Stadtgesellschaft getragen, das unser – und für zwei Jahre Amads – zu Hause war. Wir bedanken uns bei allen, die uns am Samstag unterstützt haben und dazu aus verschiedenen Städten angereist sind. Ein besonderer Dank geht dabei an Oury Jalloh -Das war Mord, die Karawane Wuppertal und die Keupstraße ist überall – Her yer Keup Caddesi.
So gut die Demo als erstes Symbol war: Das war nur ein erster Schritt auf unserem Weg die Aufklärung voran zu treiben, die Amad, seine Eltern und wir als seine Freund*innen verdienen und einfordern. Wir wollen Gerechtigkeit. Wir wollen, dass die Verantwortlichen die Konsequenzen für ihr Handeln tragen. Es muss Schluss sein mit dem institutionellen Rassismus bei der Polizei und Justiz in Geldern, Kleve, Dessau und ganz Deutschland.
Dass das ein langer Weg ist, wissen wir. Wir haben es selbst am Samstag wieder zu spüren bekommen, als die Polizei uns teilweise im Spalier durch Geldern begleitete, als seien wir ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung. Warum? Weil wir für sie Migranten sind? Weil sie nicht wollen, dass die Bevölkerung einen Eindruck davon bekommt, wie man Amad bei der Polzei behandelt hat? Weil sie sich fürchten, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt?
Diese Polizei, die sich selbst als neutrale Instanz bezeichnet, wies dem WDR gegenüber unseren Vorwurf zurück, dass sie sich rassistisch verhalten.
Wir fragen uns: Wie kommt die Polizei dazu, unser Demonstrationsanliegen zu bewerten oder uns gar unsere Erfahrung abzusprechen, die wir über viele Jahre mit der Polizei gesammelt haben? Amad ist tot. Das ist Fakt. Und Amad wurde Opfer des institutionellen Rassismus der Polizei als man ihn angeblich „verwechselt“ und in den Knast gesteckt hat. Wie wir kürzlich mal wieder über die Medien erfahren durften, hat Amad – wie wir von Anfang an gesagt haben – mehr als einmal gefragt, warum er überhaupt in Haft sitzt. Er wollte sein Haftblatt haben. Sie haben ihn nicht ernst genommen, weil er ein Geflüchteter, ein Migrant war. Wer so handelt wie Polizei und Justiz, handelt rassistisch. Seit Wochen sickern immer wieder neue Widersprüche und Ungereimtheiten durch die Medien, die zeigen, dass die Darstellungen der Landesregierung unzählige ungeklärte Widersprüche enthalten. Jede weitere beantwortete Frage, wirft neue Fragen auf.
Wie schwer der Riegel zur Aufklärung zu knacken sein wird, haben wir gesehen als die Polizei ihre eigene Wache vor unserer Kundgebung mit 100 Leuten „geschützt“ hat, obwohl wir nichts weiter wollten, als in Sichtweite der Polizeiwache unsere Kritik zu formulieren. Zunächst wollte man uns erst gar nicht zum vereinbarten Kundgebungsort lassen. Mit der gleichen Vehemenz mit der die Polizei ihre eigene Wache schützt, unsere Demonstration kriminalisiert und alle Teilnehmenden somit stigmatisiert, schützt sie auch die Beamten, die Amad zu Unrecht in Haft gesteckt haben.
Unsere Freunde von Oury Jalloh -Das war Mord haben es uns und der Polizei am Samstag noch einmal erklärt: Es sind rassistische Strukturen bei der Polizei und Justiz, die Amad überhaupt erst dorthin gebracht haben, die ihn dort 2 Monate haben versauern und am Ende verbrennen lassen. Das sind Strukturen, die töten und genau diese Strukturen haben Amad auf dem Gewissen.
Deshalb sagen wir jetzt und in Zukunft: Amad Ahmad – das war Mord.
Wir werden weiter machen und gemeinsam mit unseren Freund*innen für Aufklärung und Gerechtigkeit kämpfen. Dass wir dabei viele Hürden überwinden müssen, wissen wir. Mit der am Samstag erlebten Solidarität werden wir es schaffen.