Wir danken euch von Herzen!

Liebe Leute, ihr seid so unfassbar toll, uns fehlen die Worte! ❤️ Innerhalb so kurzer Zeit haben wir unser Spendenziel für den Grabstein und die Grabgestaltung erreicht. Auch die Familie Ahmad lässt ihren herzlichen Dank an euch alle ausrichten.


Wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich noch weiter spenden. Alle Spendengelder, die nicht für die Grabgestaltung – auch mit Blick auf den Jahrestag von Amads Beerdigung am 13. Oktober – verwendet werden, kommen der Familie für alle weiteren anfallenden Rechtskosten zu.
Ganz herzlichen Dank für eure Unterstützung und Solidarität!

Würdevolles Gedenken an Amad Ahmad ermöglichen!

Vor beinahe zwei Jahren wurde Amad auf einem Friedhof in Bonn beigesetzt. Wir sind immer noch erschüttert. Gemeinsam wollen wir dafür Sorge tragen, dass das Unrecht, das Amad und seiner Familie widerfahren ist, sich nie mehr wiederholt! Und dafür wollen wir an Amad erinnern, dafür braucht es einen Ort des Gedenkens. Hierzu soll auf dem Grab von Amad ein Grabstein in gebührender Ausgestaltung nach den Vorstellungen der Familie aufgestellt werden.
Die Entmenschlichung und Entrechtung von Amad durch die deutschen Sicherheits- und Justizbehörden lässt sich nicht wiedergutmachen. Denn Amad ist tot. Der junge Kurde war vor dem Terrorregime und vor Folter in Syrien nach Deutschland geflohen. Am 06.07.2018 wurde er an einem Badesee in Geldern noch in seiner Badehose verhaftet und extralegal und ohne anwältliche Beratung in der JVA Kleve inhaftiert. Mitte September 2018 brach in Amads Zelle ein Feuer aus, an dessen Folgen er am 29.09.2018 im Alter von 26 Jahren starb. Die Widersprüche bei den späteren Ermittlungen sind unglaublich – Erinnerungslücken, widersprüchliche Gutachten, Korpsgeist.
In wenigen Monaten jährt sich also der 2. Todestag von Amad. In Gesprächen mit Amads Familie haben wir erfahren, dass auf Amads Grab auf einem Friedhof in Bonn, noch immer kein Grabstein steht. Wir wollen daher Geld für die Erstellung eines Grabsteins sammeln, der in angemessener Form an Amad erinnert. Es braucht Orte des würdevollen Gedenkens an Amad, ein Ort an dem die Angehörigen und Freund*innen trauern und Kraft schöpfen können. Der Friedhof ist so ein Ort, auch wenn es noch viel mehr dieser Orte geben müsste. Alle gesammelten Spendengelder werden für die Erstellung eines Grabsteins für Amad und für die Grabgestaltung verwendet werden: https://www.gofundme.com/f/grabstein-fur-amad?fbclid=IwAR1AgcY8q65aPbCbiPOLGjsTxmbHiTCgHZOIsypOPxD4Kw7eMoTFMavz3GE
Sollte es überschüssige Spendensummen geben, werden diese der Familie für die weiteren anfallenden Rechtskosten zur Verfügung gestellt. Wenn ihr direkt für die Rechtskostenhilfe spenden wollt, könnt ihr dies unter folgendem Link tun: https://www.gofundme.com/f/rechtskosten-amad
 
Verbreitet den Spendenaufruf! Vielen Dank für Eure Unterstützung!
ISD-Bund e.V.
Initiative Amad Ahmad

taz-Artikel: Behördenversagen mit Todesfolge

In der taz ist heute eine sehr ausführliche Rekonstruktion des Behördenversagens zu lesen, an dessen Folgen Amad sterben musste. Der Artikel weist auch auf eine aktuelle Spendenkampagne für einen Grabstein für Amad hin: https://www.gofundme.com/f/grabstein-fur-amad
Denn in wenigen Monaten jährt sich der 2. Todestag von Amad. In Gesprächen mit Amads Familie haben wir erfahren, dass auf Amads Grab auf einem Friedhof in Bonn, noch immer kein Grabstein steht. Wir wollen daher Geld für die Erstellung eines Grabsteins sammeln, der in angemessener Form an Amad erinnert. Es braucht Orte des würdevollen Gedenkens an Amad, ein Ort an dem die Angehörigen und Freund*innen trauern und Kraft schöpfen können. Der Friedhof ist so ein Ort, auch wenn es noch viel mehr dieser Orte geben müsste. Alle gesammelten Spendengelder werden für die Erstellung eines Grabsteins für Amad und für die Grabgestaltung verwendet werden. Sollte es überschüssige Spendensummen geben, werden diese der Familie für die weiteren anfallenden Rechtskosten zur Verfügung gestellt. Wenn ihr direkt für die Rechtskostenhilfe spenden wollt, könnt ihr dies unter folgendem Link tun: https://www.gofundme.com/f/rechtskosten-amad
Verbreitet den Spendenaufruf! Vielen vielen Dank für Eure Unterstützung!

Teilt die Seite, macht eure Freund*innen auf den Fall aufmerksam, seid laut, macht Druck!

Mit viel Entschlossenheit blicken wir nach vorn. Denn so unfassbar entmenschlichend der behördliche Umgang mit Amad war, wissen wir doch, dass wir mit unseren Erfahrungen nicht allein sind, dass wir nicht allein für die Aufklärung von Unrecht und Unmenschlichkeit kämpfen. Die aktuellen lokalen und globalen Kämpfe für Gerechtigkeit geben uns Mut.
Dass unser Freund Amad von den Behörden schon vor seiner unrechtmäßigen Verhaftung wie als Mensch 2. Klasse behandelt wurde, ist für uns nicht mehr von der Hand zu weisen. Und trotz der vielen kleinen Hinweise darauf, dass Amad ab Juli 2018 unschuldig in der JVA Kleve einsaß, sah niemand der Verantwortlichen Handlungsbedarf, nach dem Motto: man wird wohl schon den Richtigen eingeknastet haben. Wäre das auch einem weiß-deutschem jungen Mann der Mittelschicht so ergangen?
Anstatt sich der Verantwortung zur lückenlosen Aufklärung der extralegalen Inhaftierung und den Umständen seines Todes zu stellen, ist den Behörden die Abwehr jeglicher Kritik, jeglicher Verantwortung und die Wahrung ihres Korpsgeist wichtiger. Daran ändert auch ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss nichts, in dem vor allem parteipolitische Scharmützel ausgetragen werden.
Und all das ist Rassismus. In einer schier unfassbaren Zuspitzung ist dieser deutsche Rassismus für Amad tödlich geworden, der das Terrorregime in Syrien und jahrelange Folter überlebt hat und mit Hoffnungen auf einen schützenden Rechtsstaat nach Deutschland geflohen ist.
Wofür wir kämpfen ist, dass dieser institutionelle Rassismus der Polizei- und Justizbehörden endlich gesehen wird. Und wir fordern einen strukturellen Wandel der Behörden, die Taten müssen geahndet werden, der tradierte Korpsgeist der Polizei muss aufgebrochen werden. Das Wegsehen, wenn jemandem massives Unrecht widerfährt, muss ein Ende haben – genau das ist aber leider eine tödliche Realität mit Kontinuität. Aber wir wollen und werden uns nicht an diesen Normalzustand gewöhnen.
Wir fordern einen Abbau des rassistisch-selektiven und repressiven Polizei- und Sicherheitsapparats, wir fordern ein Ende von racial profiling und unabhängige Untersuchungen aller Verdachtsmomente von Polizeigewalt, wir fordern eine breite Diskussion um die Institution Polizei – über ihre koloniale und faschistische Vergangenheit und Gegenwart.
Die Polizei ist für einen ganz großen Teil der Bevölkerung eben kein Freund und kein Helfer. Oury Jalloh, Adel B., Mikael Haile, Amad Ahmad und all die Anderen waren keine Einzelfälle und sie werden leider nicht die Letzten sein, deren Tod durch Polizei vermeidbar gewesen wäre. Deshalb müssen wir gemeinsam öffentlichen Druck erzeugen, damit sich die Täter*innen nicht erneut durch ein System aus Vertuschungen aus der Verantwortung ziehen können, damit so etwas nie wieder passiert.
Die vielfältigen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen wurden, müssen gemeinsam laut werden und endlich angehört werden. Vor allem wollen wir gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil sie durch diese rassistischen Strukturen bereits ihr Leben verloren haben. Wir fordern Gerechtigkeit, wir fordern Aufklärung, wir fordern strukturellen Wandel! Denn: Rassismus tötet!
Wir freuen uns über solidarische und praktische Unterstützung. Erreichbar sind wir über unsere E-Mail-Adresse initiativeamad@riseup.net oder über unseren facebook- und instagram-Account. Danke für eure bisherige Unterstützung und Zuspruch, wir werden einen langen Atem brauchen.

 

“Rassismus tötet”-Demonstration in Krefeld

Bei der gestrigen “Rassismus tötet”-Demonstration in Krefeld wurde in Kooperation mit uns auf die tödlichen Folgen von Rassismus aufmerksam gemacht. Die Antifa désaccord krefeld hat unten stehend den Text dokumentiert, der gestern verlesen und auch in gedruckter Form verteilt wurde. Vielen Dank für euer Engagement! ❤️

“Die heutige Demonstration in Krefeld unter dem Motto „Rassismus tötet“ war mit 250-300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besucht. Im Namen der „Initiative Amad Ahmad“ haben wir mittels Flugblättern auf den Fall Amad A. aufmerksam gemacht. Der entsprechende Text wurde darüber hinaus von der DIDF Jugend Krefeld als Redebeitrag gehalten:

„Im September 2018 verstarb der aus Syrien geflüchtete Kurde Amad Ahmad infolge eines Brandes in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Kleve. Der offizielle Bericht sprach zweifelsfrei von einem Suizid. Doch Recherchen von Monitor, Panorama 3 und einem parlamentarischen Untersuchungsausschluss kamen zu der Schlussfolgerung, dass es erhebliche Unstimmigkeiten in der offiziellen Version gab, diese teilweise sogar nachweisliche Falschbehauptungen enthielt. So wurde bewusst verschwiegen, dass Amad die Gegensprechanlage betätigte, lautstark um Hilfe rief und durch das Treten gegen die Zellentür auf sich aufmerksam machen wollte. Ein unabhängiges Brandgutachten stellte darüber hinaus fest, dass der zeitliche Ablauf wie dargestellt überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Aber die Unstimmigkeiten fingen schon früher an:

Festgenommen wurde der damals 26-jährige Amad am 6. Juli 2018 an einem Badesee in Geldern aufgrund einer angezeigten Belästigung. Die Beamten hätten Amad Ahmad laut eigener Aussage beim Personalienabgleich mit einem in Hamburg gesuchten Malier verwechselt. Das wirkt allerdings unglaubwürdig, weil die beiden Personen optisch kaum zu verwechseln sind. Aber mehr noch: Der angegebene Grund für die Verwechslung, ein Alias-Name, der angeblich von beiden Personen benutzt wurde, war erfunden. Ein entsprechender Datenbankeintrag wurde erst nach(!) der Verhaftung Amads bearbeitet bzw. manipuliert, wie spätere Recherchen zeigten. Amad saß also etwa drei Monate unschuldig in der JVA Geldern und später in der Justizvollzugsanstalt Kleve.

Dennoch stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen bereits Ende 2019 ein. Zuvor hatten sich verschiedene beteiligte Behörden gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben. Auch die Krefelder Polizei spielte bei der Frage um die Datensätze eine Rolle. Zwei Tage vor der Verhaftung Amads hatte sie Amad erkennungsdienstlich behandelt und später die Datenbank angepasst.

Die Initiative Amad Ahmad (Facebook-Link) möchte sich mit all dem nicht zufrieden geben. Wie kann es sein, dass Amad über so lange Zeit unschuldig in Haft saß? Wie kann es sein, dass die genauen Umstände des Brandes vertuscht wurden? Wie kann es sein, dass die beteiligten Behörden durch Lügen, Verheimlichen und Manipulation auffielen und wie kann es sein, dass sie damit sogar durchkommen?“

Nutzen und die Schwächen von Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen

Hörenswerter Audiobeitrag über den Nutzen und die Schwächen von Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen:
“Im September 2018 stirbt ein junger Syrer in einer Klever Gefängniszelle. Amad. A ist verwechselt worden, sein Schicksal wird zum Politikum. Die Umstände seiner Verwechslung lassen auf systemische Probleme bei den Behörden schließen. Doch der Untersuchungsausschuss ist ins Stocken geraten. Nicht der erste seiner Art, wo genau das passiert. Am Beispiel von Amad A. diskutiert Christoph Ullrich mit Martina Koch und Stefan Lauscher, den tatsächlichen Wert solcher Ausschüsse.”

Kritische Beobachtung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses

Gestern tagte wieder der Parlamentarische Untersuchungsausschuss und auch wir waren diesmal dabei. Wir waren fassungslos wie schamlos und hämisch die geladenen Zeug*innen jegliche Fehler oder Verantwortung von sich gewiesen haben. Schreibtischtäter*innen mit massiven Erinnerungsverlusten, die sich gegenseitig schützen – eine systematische Entmenschlichung von Amad, auch nach seinem Tod.
Besonders menschenverachtend und respektlos empfanden wir die Aussagen der Braunschweiger Staatsanwältin Silke Schaper. Schaper hatte am 27. Juli 2018 den Polizisten Frank G. der Polizei Kleve darüber informiert, dass Amad nicht der mit Haftbefehl gesuchte Mann aus Mali war. Amad blieb aber weiterhin extralegal in der JVA Kleve inhaftiert. Auf die Frage, ob Schaper dort nicht hartnäckiger habe nachfragen müssen, antwortet sie: “ich wusste nicht warum er festgenommen wurde, er wurde nicht für mich festgenommen, natürlich kann ich mich wundern, aber ich kann niemanden für eine andere Staatsanwaltschaft entlassen.”
Insgesamt könne sie sich an fast gar nichts einnern und habe auch erst vor zwei Wochen durch eine Presseanfrage von Amads Tod erfahren. Und weder an die Umstände und Inhalte des Telefonats mit der Polizei Kleve noch an ihre Beweggründe für ihren schriftlichen Vermerk, dass die beiden Männer “nicht identisch” sind, vermag sie sich noch zu erinnern – auch wenn ihr in 20 Jahren Arbeitserfahrung kein vergleichbarer “Fall” untergekommen sei:
“„Ich kümmere mich um wesentliche Fälle. Das war für mich kein wesentlicher Fall“, erklärte die niedersächsische Staatsanwältin in Düsseldorf. Sie habe den Malier Amed G. wegen mehrfachen Diebstahls, etwa von „Turnschuhen bei Karstadt“, suchen lassen. Im Nachhinein habe sie rekonstruiert, dass sie wohl von einer „geografisch interessierten Mitarbeiterin“ ihrer Geschäftsstelle darauf hingewiesen worden sei, dass der Geburtsort von Amad A. – Aleppo – nicht in Mali liege.
An das laut ihrer eigenen Verfügung erfolgte Telefonat mit dem Klever Polizisten G., der den Geflüchteten in Haft hielt und gegen den heute wegen Freiheitsberaubung ermittelt wird, könne sie sich aber „nicht erinnern“, sagte Schaper am Dienstag und lachte. „Ihr Lachen spricht Bände“, meinte daraufhin der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, der Christdemokrat Jörg Geerlings.
Warum ihr klar gewesen sei, dass der in Kleve inhaftierte Amad A. nicht die „sehr dunkle Hautfarbe“ des von ihr gesuchten Maliers Amed G. hatte, wisse sie leider auch nicht mehr, erklärte die Braunschweigerin – und beschwerte sich, dass sie „für etwas, an das man sich nicht erinnern kann“, sieben Stunden Anreise- und Arbeitszeit aufwenden müsse.”