Gegen das Vergessen! Gedenken an die Verstorbenen der Familie Satır

Gegen das Vergessen! Wir als Initiative Amad Ahmad beteiligen uns dieses Jahr an dem Gedenken für die bei dem rassistischen Brandanschlag ums Leben gekommenen Familienmitglieder der Familie Satır. Wir stellen uns solidarisch hinter die Forderungen nach umfassender Aufklärung, der Einstufung des Brandanschlages als rassistische Tat und der Ermöglichung eines würdevollen Gedenkens.
Wir gedenken Ramazan Satır, der vor 36 Jahren am 30. Juli 1985 bei einem Verkehrsunfall in Adana starb. #SayTheirNames
 
Ramazan Satır, unser Vater, Opa & Schwiegervater, stirbt vor 36 Jahren am 30. Juli 1985 bei einem Verkehrsunfall in Adana.
Auf einer Schnellstraße verliert er die Kontrolle über sein Auto und fährt in den gegenüber fahrenden LKW. Zu dem Zeitpunkt war er schwer traumatisiert. Nur einen Sommer zuvor hatten unser Vater und wir beim rassistischen Brandanschlag in Duisburg 1984 sieben unserer Familienmitglieder verloren.
Unser Vater migrierte Mitte der 1970er Jahre mit vielen Träumen in seinen Händen nach Deutschland; er schwärmte von Almanyas Bürgerrechten, Demokratie und den Produktionswerken, wo er viele Jahre als Stahlkocher arbeitete. Nach dem Anschlag 1984 verlor er seine Frau, vier seiner Kinder, seinen Enkel und seinen Schwiegersohn.
Wer aber war für ihn und die Überlebenden des Brandanschlags 1984 in Duisburg da? Hat die Stadtpolitik Unterstützung angeboten, sie über ihre Rechte informiert? Haben Polizei und Staatsanwaltschaft sie ernst genommen, sie über Ermittlungsverläufe informiert? Hat die Stadt ein würdevolles Gedenken für unsere verstorbenen Familienmitglieder angeboten?
Nein, das alles ist nicht passiert!
Gegen das Vergessen, in Gedenken an Ramazan Satır.
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Wir gedenken dieses Jahr:
Es ist fast ein Jahr her, seit der ersten Gedenkveranstaltung letzten Jahres. Wir hatten viele Gespräche mit Politiker*innen und uns wurde Unterstützung ausgesprochen, gleichzeitig wurden wir Zeuge rassistischen und antisemitischen Terrors. Der Brandanschlag vom 26. August 1984 wurde immer noch nicht als rassistisch motiviert eingestuft. Auch dieses Jahr werden wir am 26. August gedenken und uns solidarisch zeigen mit all den Initiativen, die für das Gedenken an ihre getöteten Familienmitglieder einstehen.”

“All das ist Rassismus und der ist für Amad tödlich geworden.”

Wir haben ein Interview gegeben. Wir erzählen von Amad, von unseren Perspektiven auf Rassismus und rassistischer Polizeigewalt, aber auch über unsere zukünftigen Pläne. Wenn ihr mehr wissen wollt, lest das Interview, oder kommt heute Abend nach Dortmund zum

Info-Abend mit der Initiative Amad Ahmad.
 
Was ihr euch schon mal in den Kalender eintragen könnt: am 13.10. werden wir zusammen mit Amads Eltern eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag seiner Beerdigung in Bonn organisieren. Weitere Informationen werden folgen.

Vorstellung der „Halim Dener”-Broschüre in Hamburg

Die Initiative Halim Dener hat eine Broschüre veröffentlicht, die ihr auch bestellen könnt.
 
Auszug aus einem Pressebericht:
“Halim Dener war ein 16-jähriger Jugendlicher, der 1994 aufgrund von Krieg, Kolonisation und Verfolgung gegen die kurdische Bevölkerung in Nordkurdistan nach Deutschland fliehen musste. Er floh an einen Ort, an dem er noch im selben Jahr von einem SEK-Beamten ermordet wurde, kurz nachdem er der Folter in seiner Heimat entkommen war.”

Heute vor zwei Jahren wurde Amad an einem Badesee in Geldern von der Polizei verhaftet

Heute vor zwei Jahren wurde Amad an einem Badesee in Geldern von der Polizei verhaftet. Da er nur eine Sparkassenkarte dabei hatte und sich nicht ausweisen konnte, wurde er, nur mit einer Badehose bekleidet, zunächst auf die Wache nach Geldern gebracht. Dort begann das, was Polizei, Justizbehörden und Politik immer noch als „tragische Verwechslung“ mit einem mit Haftbefehl gesuchten Mann aus Mali zu inszenieren versuchen und für Amad tödlich endete. Wir prangern den Rassismus der deutschen Behörden an, die sich für einen Geflüchteten nicht die Mühe machten, die Identität ausreichend zu prüfen. Wäre das auch einem weiß-deutschem jungen Mann der Mittelschicht so ergangen? Anstatt sich der Verantwortung zur lückenlosen Aufklärung der extralegalen Inhaftierung und den Umständen seines Todes zu stellen, ist den Behörden die Abwehr jeglicher Kritik, jeglicher Verantwortung und die Wahrung ihres Korpsgeist wichtiger.
Wir fordern Gerechtigkeit, wir fordern Aufklärung, wir fordern strukturellen Wandel! Denn: Rassismus tötet! Und das muss endlich ein Ende haben!