Infoveranstaltung: Halim Dener – gefoltert, geflüchtet, verboten, erschossen

Gemeinsam mit dem Djäzz laden wir als Initiative Amed Ahmad sehr herzlich die Kampagne Halim Dener zu ihrer öffentlichen Buchvorstellung und Diskussionsveranstaltung nach Duisburg ein. Die Veranstaltung findet am Sonntag dem 4.10. um 18 Uhr in der Kulturkirche Liebfrauen statt.

Das neu erschienene Buch der Kampagne Halim Dener handelt von einem 16-jährigen Jugendlichen, der 1994 aufgrund von Kolonisation und Verfolgung gegen die kurdische Bevölkerung aus Nord-Kurdistan nach Deutschland fliehen musste. Er floh an einen Ort, an dem er noch im selben Jahr durch eine Kugel eines SEK-Beamten getötet wurde. Das Buch dokumentiert die Geschehnisse und politischen Aktivitäten seit jener Zeit. Damit wird zum einen ein würdevolles Gedenken an Halim geschaffen und zum anderen ein Beitrag zur Bedeutung von Erinnerungskultur, Protest und Widerstand geleistet. Die Beiträge widmen sich sowohl dem Tod Halim Deners 1994 und den darauffolgenden Reaktionen als auch einer Reflexion der politischen Arbeit der „Kampagne Halim Dener“.

Auch Amed war Kurde, der als Jugendlicher mehrere Jahre in Syrien im Knast saß und dort gefoltert wurde, bevor er die Flucht nach Deutschland begann. Im Sommer 2018 wurde er in Geldern auf Grundlage eines Haftbefehls, der aber nicht ihm galt, inhaftiert. Zahlreiche Beamt:innen hätten diese Ungerechtigkeit beenden können, aber für sie war Amed nur ein Mensch 2. Klasse. Deshalb saß er mehrere Monate unschuldig in der JVA Kleve, bis er dann am 29.09.2018 an den Folgen eines Brandes starb, der in seiner Zelle ausgebrochen war. Seine Familie und Freund:innen mussten aus den Medien erfahren, dass ihr Sohn gestorben ist. Rassismus als Tatmotiv wird nach wie vor nicht untersucht. Amed wurde 26 Jahre alt.

Wir wollen mit dieser Veranstaltung vor allem den Blick auf die Zusammenhänge richten, die für Halim und Amed tödlich geworden sind. Wir freuen uns sehr, dass auch Malek Zaher Ahmad, der Vater von Amed, an der Veranstaltung teilnehmen wird und über seine Erfahrungen und seine Forderungen berichten wird. Und ganz besonders wollen wir von den Erfahrungen der Kampagne Halim Dener lernen, die trotz zahlreicher Repressionen immer wieder gezeigt haben, dass nur praktische Solidarität die politische Ohnmacht überwinden lässt. Wie das konkret aussehen kann, wollen wir gerne zusammen mit euch diskutieren und ins Gespräch kommen. Wir verstehen die Veranstaltung daher auch als Auftakt zu der Gedenkveranstaltung zum 2. Jahrestag von Ameds Beerdigung am 13.10. in Bonn und werden euch über den aktuellen Stand der Planungen informieren.

In Gedenken an alle Menschen, die Schutz vor Krieg und Gewalt gesucht haben und Opfer von Rassismus und staatlicher Gewalt geworden sind.

Das Buch kann im Anschluss an die Veranstaltung erworben werden und ist bundesweit in weiteren kurdischen und linken Buch-/ und Infoläden für 10 € zu erhalten. Zudem kann das Buch über den Literaturvertrieb der Roten Hilfe bezogen werden (literaturvertrieb@rote-hilfe.de).

Aufgrund der Pandemie bitten wir euch um vorherige Anmeldung per Mail an initiativeamad@riseup.net. Es besteht Maskenpflicht bis zum Erreichen des Sitzplatzes für alle und die Stühle stehen in einem Abstand von 1,5 Metern zueinander. Kommt nur zu der Veranstaltung, wenn ihr euch symptomfrei fühlt. Wir freuen uns auf euch!

Gegen das Vergessen, für die Aufklärung!

Die Familie Satır und Initiative DU 26. August 1984 laden zur Gedenkveranstaltung am 26.8.2020 um 18 Uhr in der Wanheimer Straße 301 in Duisburg-Wanheimerort ein. Neben anderen Initiativen und Gruppen unterstützen auch wir die Veranstaltung und rufen euch dazu auf, am 26.08. nach Duisburg zu kommen, um mit der Familie Satır der verstorbenen Familienmitglieder zu gedenken und solidarisch die Forderungen nach Aufklärung und Gerechtigkeit und für ein würdevolles Gedenken zu unterstützen.
 
“Der Brandanschlag auf unser Wohnhaus am 26.08.1984 konnte von der Polizei nie aufgeklärt werden. 1994 erst hat eine Täterin gestanden, nicht nur unser Haus, sondern auch 1993 eine Geflüchtetenunterkunft in Hamborn in Brand gesteckt zu haben. Dennoch wurde nie von „Rassismus“ gesprochen, oder gar in diese Richtung ermittelt. Stattdessen wurden wir von den Sicherheitsbehörden und der Stadt allein gelassen – schwerverletzt, traumatisiert, in tiefer Angst, und in Trauer um die sieben getöteten Mitglieder unserer Familie.
Wir sind noch immer traumatisiert, aber nicht länger stumm oder hilflos. Wir haben uns mit anderen Betroffenen rassistischer Gewalt geeint. Wir haben Kraft geschöpft. Wir wissen um Alltagsrassismus und um institutionellen Rassismus in der Polizei, in den Behörden und in der Politik.
Der Brandanschlag 1984 in Duisburg wurde vergessen gemacht. Wir fordern eine kritische Aufarbeitung des Anschlags! Wir fordern die Überprüfung des Motivs Rassismus! Wir fordern eine Aufklärung, die es für uns bis heute nicht gegeben hat! Wir fordern Konsequenzen!
Gemeinsam mit der Initiative Duisburg 1984 gedenken wir auf unserer eigenen Kundgebung am 26.08.2020 um 18 Uhr vor der Wanheimer Straße 301 unserer verstorbenen Familienmitglieder. Wir vergessen nicht, wir wollen erinnern, für eine Aufklärung und ein würdevolles Gedenken eintreten. Gegen das Vergessen!
Die Kundgebung ist eine Kooperation der Familie Satır mit der Initiative Duisburg 1984, unterstützt von Rosa Luxemburg Stiftung NRW, GLS Treuhand, Doris Wuppermann Stiftung, Interkultur Ruhr und Amadeu Antonio Stiftung.”