Kein Wille zur Aufklärung!

In dem Zeitungsartikel vom Neuen Deutschland werden unter anderem auch unsere Forderungen nach Aufklärung und straferechtlichen Konsequenzen für die Täter sowie unsere Einschätzung bzgl. des Untersuchungsausschusses thematisiert.
Wir fordern aber auch eine ganz zentrale Frage endlich zu thematisieren: wie kam es überhaupt zu dem Brand in der Zelle der JVA Kleve und warum musste Amad sterben? Der Vater von Amad hatte bereits auf der Beerdigung seines Sohnes die Frage gestellt: “Wer ist der Mörder meines Sohnes?” Der Druck auf die Verantwortlichen, und zu diesen zählen auch das Justizministerium und Innenminister Reul, muss dabei aus verschiedenen Richtungen kommen, und dabei sehen wir neben dem PUA vor allem auch die Zivilgesellschaft bzw. eine kritische Öffentlichkeit in ihrer Pflicht. Wir halten dabei den Aufbau von unabhängigen Aufklärungsstrukturen gegen staatlichen Gewaltmissbrauch und der Benennung von strukturellen Rassismus für unerlässlich.
 
Auszug aus dem Zeitungsartikel von Sebastian Weiermann: “Die »Initiative Amad Ahmad«, die Aufklärung in dem Fall fordert, zeigte sich bestürzt über die Einstellungen der Ermittlungen. Man sei »schockiert, wütend aber auch traurig« und könne nicht verstehen, dass »die Fehler der Behörden und Einzelpersonen, die zu dem Tod unseres Freundes Amad geführt haben, keine Konsequenzen haben sollen«. Das Ende der strafrechtlichen Ermittlungen sei »skandalöser Ausdruck« von Ignoranz sowie für »politischen und juristischen Unwillen« zur Aufklärung. Die Initiative sieht nicht nur ein Problem in der Einstellung des Verfahrens. Rassismus und potenziell tödliche Polizeigewalt gegenüber »migrantisierten und schwarzen Menschen« müssten als »systematisches und strukturelles Problem« begriffen werden. […] Wenig Hoffnung hat die Initiative auch mit Blick auf die Arbeit des parlamentarischen Untersuchungsausschusses im nordrhein-westfälischen Landtag. Der Ausschuss könne nur ein Baustein bei der Aufklärung sein, und wegen der fehlenden strafrechtlichen Aufarbeitung werde er vermutlich keine Konsequenzen haben.”
 
Hier findet ihr den Link: https://www.neues-deutschland.de/amp/artikel/1128229.amad-a-kein-willen-zur-aufklaerung-im-fall-amad-ahmad.amp.html?__twitter_impression=true&fbclid=IwAR1bflxWb0VPGwbLeQnR5oLtuufpECCXOuLM8SpAXRckistrrYmLsRbt3kc

Ermittlungen gegen Polizeibeamt*innen wurden eingestellt

Wir sind schockiert, wütend aber auch traurig, dass die Ermittlungen gegen die Täter nun eingestellt wurden. Für uns ist es absolut unverständlich und unerträglich, dass die Fehler der Behörden und Einzelpersonen, die zu dem Tod unseres Freundes Amad geführt haben, keine Konsequenzen haben sollen. Wir fordern nach wie vor Gerechtigkeit für Amad und die lückenlose Aufklärung seiner angeblichen Verwechslung, die dazu geführt haben, dass er unschuldig in der JVA Kleve weggesperrt wurde, wir fordern die Aufklärung seiner Todesumstände in seiner Zelle und endlich Konsequenzen für diejenigen, die seinen Tod zu verantworten haben. Wir sehen die Einstellung der Ermittlungen als skandalösen Ausdruck für den politischen und juristischen Unwillen und Ignoranz zur Aufklärung um Amads Tod, auch wenn der parlamentarische Ermittlungsausschuss erst einmal fortgesetzt werden soll.
Die Umstände und Verstrickungen rund um Amads Tod und das Versagen der Ermittlungsbehörden sehen wir dabei nicht als tragischen Einzelfall: Denn die rassistische und potentiell tödliche Polizeigewalt, vor allem gegenüber migrantisierten und schwarzen Menschen, muss endlich als systematisches und strukturelles Problem begriffen werden. Auch wir waren bei der internationalen Analyse- und Strategiekonferenz gegen rassistische Polizeigewalt und Staatsräson der #InitiativeOuryJalloh vom 26.-27.10 anwesend und haben uns mit weiteren Angehörigen von Opfern rassistischer Polizeigewalt austauschen können. Dieser solidarische Zusammenschluss hat uns noch einmal deutlich gemacht, dass wir bei dem Kampf für Aufklärung und Gerechtigkeit nicht alleine sind, auch wenn es mühsam ist. Die Einstellung des Verfahrens um den Mord an Oury Jalloh, trotz neuer forensischer Erkenntnisse, zeigt uns, dass wir uns nicht auf die Strafverfolgungsbehörden verlassen können.
 
Und bei alldem bleibt für uns eine drängende Frage nach wie vor unbeantwortet: Wer schützt uns und unsere Kinder, wer schützt die Menschen vor diesen Polizist*innen?
 
Hier ein Bericht des WDR: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/ermittlungen-fall-amad-a-eingestellt-100.html