In Gedenken an Amed Ahmad

Vor zwei Jahren ist Amed gestorben. Die Umstände seines Todes sind immer noch ungeklärt. Wir sind in Trauer und gedenken seinem viel zu kurzen Leben.
Der junge Kurde ging in Syrien auf die Straßen, um gegen die Tyrannei von Assad zu demonstrieren. Er hat für ein Leben in Freiheit und Gerechtigkeit eingestanden. Mehrere Jahre Folter im syrischen Gefängnis und auch die Flucht nach Deutschland hat Amed überlebt. Mit den Worten von Ameds Vater, Malek Zaher Ahmad, gesprochen: “Wir sind vor dem Krieg in unserer Heimat nach Deutschland geflohen, weil wir an die Demokratiewerte dieses Landes glaubten.”
 
Amed wurde dann, nachdem er mehrere Monate in Geldern lebte und dort Freund:innen fand, im Sommer 2018 unschuldig in Geldern inhaftiert. Niemand hat Amed in der JVA Kleve ernst genommen, als er mehrmals gesagt hat, dass er unschuldig in Haft sitzt. Am 17. September 2018 brach in seiner Zelle ein Brand aus, dessen Ursachen bislang immer noch ungeklärt sind. Eine Woche nach dem Brand wurde Amed ins künstliche Koma versetzt und in ein Klinikum nach Bochum verbracht. Fünf Tage später, am 29. September 2018, starb Amed nach einer Lungentransplantation. 12 Tage lang haben Ärzt:innen versucht sein Leben zu retten.
Mindestens viermal wurden in dieser Zeit die mit Amed betrauten Ärzt:innen durch die beauftragten Brandgutachter der Kreispolizei Kleve angerufen, um “spontane Äußerungen” von Amed über die Brandursache in Erfahrung zu bringen. Diese verfolgten die Theorie, dass Amed den Brand selbst gelegt haben solle, um sich umzubringen. Bereits am 18. September 2018, also ein Tag nach dem Brand und seiner Einlieferung ins Krankenhaus, wurde gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen schwerer Brandstiftung eröffnet. Ein unabhängiges Brandgutachten, die Aussagen von Mithäftlingen, aber vor allem auch die Berichte der Angehörigen und Freund:innen von Amed, stellen diese Theorie deutlich in Frage.
Ameds Eltern und seine Freund:innen haben nur durch die Medien von seinem Tod erfahren. Niemand hat sie auch nur einmal angerufen, nachdem Amed durch die Folgen des Brandes lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus lag. Vielmehr begannen die Verleumdungen gegen Amed in der medialen Öffentlichkeit zu kursieren, dass er seine Inhaftierung, seinen Tod selbst zu verschulden habe. Dass es schon den Richtigen erwischt habe – einen jungen, männlichen Flüchtling.
Amed wurde 26 Jahre alt. An Amed wollen wir heute gedenken. Wir klagen aber auch an.
Ameds Vater fragte bereits bei der Beisetzung am 13.10.2018, wer die Mörder seines Sohnes seien. Diese und so viele weitere Fragen sind für uns immer noch unbeantwortet. Und die ungeklärten Fragen und Widersprüche werden immer mehr. Wir fordern deshalb nach wie vor lückenlose Aufklärung und Gerechtigkeit! Wir fordern, dass sich so etwas nie mehr wiederholt! Wir fordern, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden! Wir fordern, dass der institutionelle Rassismus der Polizei und Justizbehörden und die rassistische und tödliche Polizeigewalt endlich als strukturelles Problem anerkannt wird! Wir klagen aber auch das deutsche und europäische Asylsystem an, dass Amed, aber auch alle anderen Geflüchteten, von Anfang an wie Menschen zweiter Klasse, wie einen Menschen, den man nicht ernst nehmen muss, der kein menschenwürdiges Leben verdient, behandelt.
Break the Silence! Wir werden unsere Forderungen nach grundlegenden Veränderungen immer wieder gemeinsam auf die Straße tragen! Wir werden uns nicht mit leeren Versprechungen nach Aufklärung abspeisen lassen. Wir wünschen uns, dass die vielfältigen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen und überhört wurden, gemeinsam laut werden und endlich angehört werden. Wir wollen gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil ihnen rassistische Strukturen und die dahinter agierenden Menschen ihr Leben nahmen. Wir wollen uns unserem Schmerz und unserer Erinnerungen wieder in Form von lebendigem Widerstand selbst bemächtigen! Und deshalb fordern wir auch Orte des würdevollen Gedenkens und Erinnerns.
Kommt mit uns am 13.10., am zweiten Jahrestag von Amed Ahmads Beerdigung, nach Bonn, um gemeinsam zu zeigen, dass Amed nicht vergessen ist, nie vergessen sein wird und wir weiter für Aufklärung und Gerechtigkeit einstehen werden. Wir beklagen hiermit auch alle anderen anderen Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. In Gedenken an alle Menschen, die Schutz vor Krieg und Gewalt gesucht haben und Opfer von Rassismus und staatlicher Gewalt geworden sind. Niemand ist vergessen!

Gedenkveranstaltung für Amed Ahmad – Von Kleve, Hanau bis Dessau – gemeinsam gedenken, solidarisch kämpfen

| Gedenkveranstaltung für Amed Ahmad – Von Kleve, Hanau bis Dessau – Gemeinsam gedenken, solidarisch kämpfen |
Am Dienstag, 13.10.2020 um 18 Uhr am Münsterplatz in Bonn

Vor zwei Jahren wurde Amed Ahmad auf dem Bonner Nordfriedhof beerdigt. Seine Eltern wünschen sich ein würdevolles Gedenken und laden am 13.10. zu einer Gedenkkundgebung auf den Münsterplatz in Bonn ein. Als Initiative Amed Ahmad unterstützen wir die Eltern bei ihrem Anliegen solidarisch. Wir wollen gemeinsam an Amed gedenken und um ihn trauern. Gleichzeitig wollen wir die Gelegenheit des Zusammenkommens nutzen und auf weitere Fälle von behördlichem und strukturellem Rassismus in Deutschland aufmerksam machen. Denn Amed ist nicht der erste, der den Rassismus in deutschen Gefängnissen nicht überlebte. Wir wollen auf diese rassistische Kontinuität aufmerksam machen und sie versuchen zu brechen.
Im Sommer 2018 wurde der junge Kurde Amed Ahmad von der deutschen Polizei zu Unrecht verhaftet. Obwohl er unschuldig war, saß er mehrere Monate in der JVA Kleve ein. Am 29.09.2018 starb Amed an den Folgen eines bisher ungeklärten Zellenbrandes. Amed wurde nur 26 Jahre alt.
Er überlebte das Terrorregime in Syrien, wurde jahrelang gefoltert und floh nach Deutschland, in der Hoffnungen dort einen schützenden Rechtsstaat vorzufinden. Doch seine Hoffnungen erfüllten sich nicht. Er überlebte so vieles, doch den deutschen Rassismus hat er nicht überlebt.
Seine Eltern und Freund:innen wurden damals nicht darüber informiert, dass Amed in der JVA Kleve einsaß. Von seinem Tod erfuhren sie erst aus den Medien. Während der Beerdigung von Amed in Bonn stellte sein Vater, Malek Zafer Ahmad, bereits die Frage nach den Mördern seines Sohnes. Auch Ameds Freund:innen fordern immer wieder, dass Rassismus als Motiv für seinen Tod untersucht wird. Sie zweifelten von Anfang an daran, dass Amed bei seiner unrechtmäßigen Verhaftung einfach so von der Polizei “verwechselt” wurde.
Die Ungerechtigkeit, die Amed widerfahren ist, darf nicht länger verschwiegen werden. Wir wissen, dass niemand Amed ernst nahm, als er mehrmals beteuerte, nicht der gesuchte Mann zu sein. Den Polizeibeamt:innen lag diese Information ebenfalls vor, und wir wissen, dass sie die unrechtmäßige Inhaftierung hätten beenden können. Dennoch wurde Amed nicht aus der JVA entlassen.
Wir wollen sowohl der kontinuierlichen und mehrfachen Entmenschlichung und Entrechtung von Amed als auch an ihn als Person erinnern und gedenken, um deutlich zu machen, dass gegen die rassistische Praxis in Deutschland angegangen werden muss.
So selbstverständlich das eigentlich sein sollte, so müssen wir doch immer wieder darauf aufmerksam machen, dass hinter diesem „Fall“ ein Mensch mit Träumen, Zielen, politischen Idealen und einem individuellen Leben stand. Für diesen Menschen wurde der deutsche Rassismus in einer schier unfassbaren Zuspitzung tödlich.
Wir fordern Aufklärung und Gerechtigkeit für Amed! Wir fordern, dass nie wieder jemand unschuldig im Gefängnis sitzen muss! Was Amed passiert ist, verstehen wir nicht als Einzelfall. Wir wissen von zahlreichen Todesfällen in Ingewahrsamnahmen, die auf den strukturellen Rassismus der deutschen Behörden zurückzuführen sind.
Daher sind wir auch auf die Unterstützung und den Austausch mit solidarischen Initiativen, die ebenfalls gegen strukturellen, institutionellen und alltäglichen Rassismus kämpfen, angewiesen. Lasst uns unsere Forderungen nach grundlegenden Veränderungen immer wieder gemeinsam auf die Straße tragen! Wir wünschen uns, dass die vielfältigen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen und überhört wurden, gemeinsam laut werden und endlich angehört werden. Wir wollen gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil ihnen rassistische Strukturen und die dahinter agierenden Menschen ihr Leben nahmen.
Wir können nur gemeinsam und solidarisch die Angst vor Repressionen in Zeiten eines zunehmenden Rechtsrucks und Kriminalisierung von Antifaschismus überwinden. Das Gefühl von Ohnmacht angesichts dieser Entwicklungen darf nicht dazu führen, dass wir wirklich ohnmächtig werden. Im Gegenteil, wir wollen zusammen kommen und uns organisieren, um die Gegenwart und die Zukunft zu gestalten. Wir wollen nicht noch mehr Schwestern und Brüder, Mütter und Väter, Freund:innen und Freunde, Nachbar:innen und Nachbarn verlieren. Und wir wollen an die Menschen erinnern und gedenken, die den deutschen Rassismus nicht überlebten.
 
 
Solidarität mit allen von Rassismus Betroffenen! Kein Vergeben, kein Vergessen! Wir fordern Gerechtigkeit, wir fordern Aufklärung und wir fordern strukturellen Wandel!
Kommt am 13.10.2020 um 18 Uhr auf den Bonner Münsterplatz, um unsere Forderungen gemeinsam auf die Straße zu tragen.
Wir bitten euch, den corona-bedingten Auflagen auf der Gedenkkundgebung nachzukommen und sowohl Mund-Nasen-Bedeckung als auch den Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Dies gehört unserer Meinung nach ebenfalls zu einem solidarischen Zusammenhalt.
 
Link zur facebook-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/1193201301061337
 
Link zum insta-Post: https://www.instagram.com/p/CFMFlbJnZGp/?igshid=1m7fups68002c

 

Infoveranstaltung: Halim Dener – gefoltert, geflüchtet, verboten, erschossen

Gemeinsam mit dem Djäzz laden wir als Initiative Amed Ahmad sehr herzlich die Kampagne Halim Dener zu ihrer öffentlichen Buchvorstellung und Diskussionsveranstaltung nach Duisburg ein. Die Veranstaltung findet am Sonntag dem 4.10. um 18 Uhr in der Kulturkirche Liebfrauen statt.

Das neu erschienene Buch der Kampagne Halim Dener handelt von einem 16-jährigen Jugendlichen, der 1994 aufgrund von Kolonisation und Verfolgung gegen die kurdische Bevölkerung aus Nord-Kurdistan nach Deutschland fliehen musste. Er floh an einen Ort, an dem er noch im selben Jahr durch eine Kugel eines SEK-Beamten getötet wurde. Das Buch dokumentiert die Geschehnisse und politischen Aktivitäten seit jener Zeit. Damit wird zum einen ein würdevolles Gedenken an Halim geschaffen und zum anderen ein Beitrag zur Bedeutung von Erinnerungskultur, Protest und Widerstand geleistet. Die Beiträge widmen sich sowohl dem Tod Halim Deners 1994 und den darauffolgenden Reaktionen als auch einer Reflexion der politischen Arbeit der „Kampagne Halim Dener“.

Auch Amed war Kurde, der als Jugendlicher mehrere Jahre in Syrien im Knast saß und dort gefoltert wurde, bevor er die Flucht nach Deutschland begann. Im Sommer 2018 wurde er in Geldern auf Grundlage eines Haftbefehls, der aber nicht ihm galt, inhaftiert. Zahlreiche Beamt:innen hätten diese Ungerechtigkeit beenden können, aber für sie war Amed nur ein Mensch 2. Klasse. Deshalb saß er mehrere Monate unschuldig in der JVA Kleve, bis er dann am 29.09.2018 an den Folgen eines Brandes starb, der in seiner Zelle ausgebrochen war. Seine Familie und Freund:innen mussten aus den Medien erfahren, dass ihr Sohn gestorben ist. Rassismus als Tatmotiv wird nach wie vor nicht untersucht. Amed wurde 26 Jahre alt.

Wir wollen mit dieser Veranstaltung vor allem den Blick auf die Zusammenhänge richten, die für Halim und Amed tödlich geworden sind. Wir freuen uns sehr, dass auch Malek Zaher Ahmad, der Vater von Amed, an der Veranstaltung teilnehmen wird und über seine Erfahrungen und seine Forderungen berichten wird. Und ganz besonders wollen wir von den Erfahrungen der Kampagne Halim Dener lernen, die trotz zahlreicher Repressionen immer wieder gezeigt haben, dass nur praktische Solidarität die politische Ohnmacht überwinden lässt. Wie das konkret aussehen kann, wollen wir gerne zusammen mit euch diskutieren und ins Gespräch kommen. Wir verstehen die Veranstaltung daher auch als Auftakt zu der Gedenkveranstaltung zum 2. Jahrestag von Ameds Beerdigung am 13.10. in Bonn und werden euch über den aktuellen Stand der Planungen informieren.

In Gedenken an alle Menschen, die Schutz vor Krieg und Gewalt gesucht haben und Opfer von Rassismus und staatlicher Gewalt geworden sind.

Das Buch kann im Anschluss an die Veranstaltung erworben werden und ist bundesweit in weiteren kurdischen und linken Buch-/ und Infoläden für 10 € zu erhalten. Zudem kann das Buch über den Literaturvertrieb der Roten Hilfe bezogen werden (literaturvertrieb@rote-hilfe.de).

Aufgrund der Pandemie bitten wir euch um vorherige Anmeldung per Mail an initiativeamad@riseup.net. Es besteht Maskenpflicht bis zum Erreichen des Sitzplatzes für alle und die Stühle stehen in einem Abstand von 1,5 Metern zueinander. Kommt nur zu der Veranstaltung, wenn ihr euch symptomfrei fühlt. Wir freuen uns auf euch!

Gegen das Vergessen, für die Aufklärung!

Die Familie Satır und Initiative DU 26. August 1984 laden zur Gedenkveranstaltung am 26.8.2020 um 18 Uhr in der Wanheimer Straße 301 in Duisburg-Wanheimerort ein. Neben anderen Initiativen und Gruppen unterstützen auch wir die Veranstaltung und rufen euch dazu auf, am 26.08. nach Duisburg zu kommen, um mit der Familie Satır der verstorbenen Familienmitglieder zu gedenken und solidarisch die Forderungen nach Aufklärung und Gerechtigkeit und für ein würdevolles Gedenken zu unterstützen.
 
“Der Brandanschlag auf unser Wohnhaus am 26.08.1984 konnte von der Polizei nie aufgeklärt werden. 1994 erst hat eine Täterin gestanden, nicht nur unser Haus, sondern auch 1993 eine Geflüchtetenunterkunft in Hamborn in Brand gesteckt zu haben. Dennoch wurde nie von „Rassismus“ gesprochen, oder gar in diese Richtung ermittelt. Stattdessen wurden wir von den Sicherheitsbehörden und der Stadt allein gelassen – schwerverletzt, traumatisiert, in tiefer Angst, und in Trauer um die sieben getöteten Mitglieder unserer Familie.
Wir sind noch immer traumatisiert, aber nicht länger stumm oder hilflos. Wir haben uns mit anderen Betroffenen rassistischer Gewalt geeint. Wir haben Kraft geschöpft. Wir wissen um Alltagsrassismus und um institutionellen Rassismus in der Polizei, in den Behörden und in der Politik.
Der Brandanschlag 1984 in Duisburg wurde vergessen gemacht. Wir fordern eine kritische Aufarbeitung des Anschlags! Wir fordern die Überprüfung des Motivs Rassismus! Wir fordern eine Aufklärung, die es für uns bis heute nicht gegeben hat! Wir fordern Konsequenzen!
Gemeinsam mit der Initiative Duisburg 1984 gedenken wir auf unserer eigenen Kundgebung am 26.08.2020 um 18 Uhr vor der Wanheimer Straße 301 unserer verstorbenen Familienmitglieder. Wir vergessen nicht, wir wollen erinnern, für eine Aufklärung und ein würdevolles Gedenken eintreten. Gegen das Vergessen!
Die Kundgebung ist eine Kooperation der Familie Satır mit der Initiative Duisburg 1984, unterstützt von Rosa Luxemburg Stiftung NRW, GLS Treuhand, Doris Wuppermann Stiftung, Interkultur Ruhr und Amadeu Antonio Stiftung.”

Gegen das Vergessen! Gedenken an die Verstorbenen der Familie Satır

Gegen das Vergessen! Wir als Initiative Amad Ahmad beteiligen uns dieses Jahr an dem Gedenken für die bei dem rassistischen Brandanschlag ums Leben gekommenen Familienmitglieder der Familie Satır. Wir stellen uns solidarisch hinter die Forderungen nach umfassender Aufklärung, der Einstufung des Brandanschlages als rassistische Tat und der Ermöglichung eines würdevollen Gedenkens.
Wir gedenken Ramazan Satır, der vor 36 Jahren am 30. Juli 1985 bei einem Verkehrsunfall in Adana starb. #SayTheirNames
 
Ramazan Satır, unser Vater, Opa & Schwiegervater, stirbt vor 36 Jahren am 30. Juli 1985 bei einem Verkehrsunfall in Adana.
Auf einer Schnellstraße verliert er die Kontrolle über sein Auto und fährt in den gegenüber fahrenden LKW. Zu dem Zeitpunkt war er schwer traumatisiert. Nur einen Sommer zuvor hatten unser Vater und wir beim rassistischen Brandanschlag in Duisburg 1984 sieben unserer Familienmitglieder verloren.
Unser Vater migrierte Mitte der 1970er Jahre mit vielen Träumen in seinen Händen nach Deutschland; er schwärmte von Almanyas Bürgerrechten, Demokratie und den Produktionswerken, wo er viele Jahre als Stahlkocher arbeitete. Nach dem Anschlag 1984 verlor er seine Frau, vier seiner Kinder, seinen Enkel und seinen Schwiegersohn.
Wer aber war für ihn und die Überlebenden des Brandanschlags 1984 in Duisburg da? Hat die Stadtpolitik Unterstützung angeboten, sie über ihre Rechte informiert? Haben Polizei und Staatsanwaltschaft sie ernst genommen, sie über Ermittlungsverläufe informiert? Hat die Stadt ein würdevolles Gedenken für unsere verstorbenen Familienmitglieder angeboten?
Nein, das alles ist nicht passiert!
Gegen das Vergessen, in Gedenken an Ramazan Satır.
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Wir gedenken dieses Jahr:
Es ist fast ein Jahr her, seit der ersten Gedenkveranstaltung letzten Jahres. Wir hatten viele Gespräche mit Politiker*innen und uns wurde Unterstützung ausgesprochen, gleichzeitig wurden wir Zeuge rassistischen und antisemitischen Terrors. Der Brandanschlag vom 26. August 1984 wurde immer noch nicht als rassistisch motiviert eingestuft. Auch dieses Jahr werden wir am 26. August gedenken und uns solidarisch zeigen mit all den Initiativen, die für das Gedenken an ihre getöteten Familienmitglieder einstehen.”

“All das ist Rassismus und der ist für Amad tödlich geworden.”

Wir haben ein Interview gegeben. Wir erzählen von Amad, von unseren Perspektiven auf Rassismus und rassistischer Polizeigewalt, aber auch über unsere zukünftigen Pläne. Wenn ihr mehr wissen wollt, lest das Interview, oder kommt heute Abend nach Dortmund zum

Info-Abend mit der Initiative Amad Ahmad.
 
Was ihr euch schon mal in den Kalender eintragen könnt: am 13.10. werden wir zusammen mit Amads Eltern eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag seiner Beerdigung in Bonn organisieren. Weitere Informationen werden folgen.

Vorstellung der „Halim Dener”-Broschüre in Hamburg

Die Initiative Halim Dener hat eine Broschüre veröffentlicht, die ihr auch bestellen könnt.
 
Auszug aus einem Pressebericht:
“Halim Dener war ein 16-jähriger Jugendlicher, der 1994 aufgrund von Krieg, Kolonisation und Verfolgung gegen die kurdische Bevölkerung in Nordkurdistan nach Deutschland fliehen musste. Er floh an einen Ort, an dem er noch im selben Jahr von einem SEK-Beamten ermordet wurde, kurz nachdem er der Folter in seiner Heimat entkommen war.”

Heute vor zwei Jahren wurde Amad an einem Badesee in Geldern von der Polizei verhaftet

Heute vor zwei Jahren wurde Amad an einem Badesee in Geldern von der Polizei verhaftet. Da er nur eine Sparkassenkarte dabei hatte und sich nicht ausweisen konnte, wurde er, nur mit einer Badehose bekleidet, zunächst auf die Wache nach Geldern gebracht. Dort begann das, was Polizei, Justizbehörden und Politik immer noch als „tragische Verwechslung“ mit einem mit Haftbefehl gesuchten Mann aus Mali zu inszenieren versuchen und für Amad tödlich endete. Wir prangern den Rassismus der deutschen Behörden an, die sich für einen Geflüchteten nicht die Mühe machten, die Identität ausreichend zu prüfen. Wäre das auch einem weiß-deutschem jungen Mann der Mittelschicht so ergangen? Anstatt sich der Verantwortung zur lückenlosen Aufklärung der extralegalen Inhaftierung und den Umständen seines Todes zu stellen, ist den Behörden die Abwehr jeglicher Kritik, jeglicher Verantwortung und die Wahrung ihres Korpsgeist wichtiger.
Wir fordern Gerechtigkeit, wir fordern Aufklärung, wir fordern strukturellen Wandel! Denn: Rassismus tötet! Und das muss endlich ein Ende haben!

Wir danken euch von Herzen!

Liebe Leute, ihr seid so unfassbar toll, uns fehlen die Worte! ❤️ Innerhalb so kurzer Zeit haben wir unser Spendenziel für den Grabstein und die Grabgestaltung erreicht. Auch die Familie Ahmad lässt ihren herzlichen Dank an euch alle ausrichten.


Wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich noch weiter spenden. Alle Spendengelder, die nicht für die Grabgestaltung – auch mit Blick auf den Jahrestag von Amads Beerdigung am 13. Oktober – verwendet werden, kommen der Familie für alle weiteren anfallenden Rechtskosten zu.
Ganz herzlichen Dank für eure Unterstützung und Solidarität!

Würdevolles Gedenken an Amad Ahmad ermöglichen!

Vor beinahe zwei Jahren wurde Amad auf einem Friedhof in Bonn beigesetzt. Wir sind immer noch erschüttert. Gemeinsam wollen wir dafür Sorge tragen, dass das Unrecht, das Amad und seiner Familie widerfahren ist, sich nie mehr wiederholt! Und dafür wollen wir an Amad erinnern, dafür braucht es einen Ort des Gedenkens. Hierzu soll auf dem Grab von Amad ein Grabstein in gebührender Ausgestaltung nach den Vorstellungen der Familie aufgestellt werden.
Die Entmenschlichung und Entrechtung von Amad durch die deutschen Sicherheits- und Justizbehörden lässt sich nicht wiedergutmachen. Denn Amad ist tot. Der junge Kurde war vor dem Terrorregime und vor Folter in Syrien nach Deutschland geflohen. Am 06.07.2018 wurde er an einem Badesee in Geldern noch in seiner Badehose verhaftet und extralegal und ohne anwältliche Beratung in der JVA Kleve inhaftiert. Mitte September 2018 brach in Amads Zelle ein Feuer aus, an dessen Folgen er am 29.09.2018 im Alter von 26 Jahren starb. Die Widersprüche bei den späteren Ermittlungen sind unglaublich – Erinnerungslücken, widersprüchliche Gutachten, Korpsgeist.
In wenigen Monaten jährt sich also der 2. Todestag von Amad. In Gesprächen mit Amads Familie haben wir erfahren, dass auf Amads Grab auf einem Friedhof in Bonn, noch immer kein Grabstein steht. Wir wollen daher Geld für die Erstellung eines Grabsteins sammeln, der in angemessener Form an Amad erinnert. Es braucht Orte des würdevollen Gedenkens an Amad, ein Ort an dem die Angehörigen und Freund*innen trauern und Kraft schöpfen können. Der Friedhof ist so ein Ort, auch wenn es noch viel mehr dieser Orte geben müsste. Alle gesammelten Spendengelder werden für die Erstellung eines Grabsteins für Amad und für die Grabgestaltung verwendet werden: https://www.gofundme.com/f/grabstein-fur-amad?fbclid=IwAR1AgcY8q65aPbCbiPOLGjsTxmbHiTCgHZOIsypOPxD4Kw7eMoTFMavz3GE
Sollte es überschüssige Spendensummen geben, werden diese der Familie für die weiteren anfallenden Rechtskosten zur Verfügung gestellt. Wenn ihr direkt für die Rechtskostenhilfe spenden wollt, könnt ihr dies unter folgendem Link tun: https://www.gofundme.com/f/rechtskosten-amad
 
Verbreitet den Spendenaufruf! Vielen Dank für Eure Unterstützung!
ISD-Bund e.V.
Initiative Amad Ahmad