Author: initiativeamed
Gedenkveranstaltung für Amed Ahmad – Von Kleve, Hanau bis Dessau – gemeinsam gedenken, solidarisch kämpfen
Er überlebte das Terrorregime in Syrien, wurde jahrelang gefoltert und floh nach Deutschland, in der Hoffnungen dort einen schützenden Rechtsstaat vorzufinden. Doch seine Hoffnungen erfüllten sich nicht. Er überlebte so vieles, doch den deutschen Rassismus hat er nicht überlebt.
Die Ungerechtigkeit, die Amed widerfahren ist, darf nicht länger verschwiegen werden. Wir wissen, dass niemand Amed ernst nahm, als er mehrmals beteuerte, nicht der gesuchte Mann zu sein. Den Polizeibeamt:innen lag diese Information ebenfalls vor, und wir wissen, dass sie die unrechtmäßige Inhaftierung hätten beenden können. Dennoch wurde Amed nicht aus der JVA entlassen.
So selbstverständlich das eigentlich sein sollte, so müssen wir doch immer wieder darauf aufmerksam machen, dass hinter diesem „Fall“ ein Mensch mit Träumen, Zielen, politischen Idealen und einem individuellen Leben stand. Für diesen Menschen wurde der deutsche Rassismus in einer schier unfassbaren Zuspitzung tödlich.
Daher sind wir auch auf die Unterstützung und den Austausch mit solidarischen Initiativen, die ebenfalls gegen strukturellen, institutionellen und alltäglichen Rassismus kämpfen, angewiesen. Lasst uns unsere Forderungen nach grundlegenden Veränderungen immer wieder gemeinsam auf die Straße tragen! Wir wünschen uns, dass die vielfältigen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen und überhört wurden, gemeinsam laut werden und endlich angehört werden. Wir wollen gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil ihnen rassistische Strukturen und die dahinter agierenden Menschen ihr Leben nahmen.
Infoveranstaltung: Halim Dener – gefoltert, geflüchtet, verboten, erschossen
Gemeinsam mit dem Djäzz laden wir als Initiative Amed Ahmad sehr herzlich die Kampagne Halim Dener zu ihrer öffentlichen Buchvorstellung und Diskussionsveranstaltung nach Duisburg ein. Die Veranstaltung findet am Sonntag dem 4.10. um 18 Uhr in der Kulturkirche Liebfrauen statt.
Das neu erschienene Buch der Kampagne Halim Dener handelt von einem 16-jährigen Jugendlichen, der 1994 aufgrund von Kolonisation und Verfolgung gegen die kurdische Bevölkerung aus Nord-Kurdistan nach Deutschland fliehen musste. Er floh an einen Ort, an dem er noch im selben Jahr durch eine Kugel eines SEK-Beamten getötet wurde. Das Buch dokumentiert die Geschehnisse und politischen Aktivitäten seit jener Zeit. Damit wird zum einen ein würdevolles Gedenken an Halim geschaffen und zum anderen ein Beitrag zur Bedeutung von Erinnerungskultur, Protest und Widerstand geleistet. Die Beiträge widmen sich sowohl dem Tod Halim Deners 1994 und den darauffolgenden Reaktionen als auch einer Reflexion der politischen Arbeit der „Kampagne Halim Dener“.
Auch Amed war Kurde, der als Jugendlicher mehrere Jahre in Syrien im Knast saß und dort gefoltert wurde, bevor er die Flucht nach Deutschland begann. Im Sommer 2018 wurde er in Geldern auf Grundlage eines Haftbefehls, der aber nicht ihm galt, inhaftiert. Zahlreiche Beamt:innen hätten diese Ungerechtigkeit beenden können, aber für sie war Amed nur ein Mensch 2. Klasse. Deshalb saß er mehrere Monate unschuldig in der JVA Kleve, bis er dann am 29.09.2018 an den Folgen eines Brandes starb, der in seiner Zelle ausgebrochen war. Seine Familie und Freund:innen mussten aus den Medien erfahren, dass ihr Sohn gestorben ist. Rassismus als Tatmotiv wird nach wie vor nicht untersucht. Amed wurde 26 Jahre alt.
Wir wollen mit dieser Veranstaltung vor allem den Blick auf die Zusammenhänge richten, die für Halim und Amed tödlich geworden sind. Wir freuen uns sehr, dass auch Malek Zaher Ahmad, der Vater von Amed, an der Veranstaltung teilnehmen wird und über seine Erfahrungen und seine Forderungen berichten wird. Und ganz besonders wollen wir von den Erfahrungen der Kampagne Halim Dener lernen, die trotz zahlreicher Repressionen immer wieder gezeigt haben, dass nur praktische Solidarität die politische Ohnmacht überwinden lässt. Wie das konkret aussehen kann, wollen wir gerne zusammen mit euch diskutieren und ins Gespräch kommen. Wir verstehen die Veranstaltung daher auch als Auftakt zu der Gedenkveranstaltung zum 2. Jahrestag von Ameds Beerdigung am 13.10. in Bonn und werden euch über den aktuellen Stand der Planungen informieren.
In Gedenken an alle Menschen, die Schutz vor Krieg und Gewalt gesucht haben und Opfer von Rassismus und staatlicher Gewalt geworden sind.
Das Buch kann im Anschluss an die Veranstaltung erworben werden und ist bundesweit in weiteren kurdischen und linken Buch-/ und Infoläden für 10 € zu erhalten. Zudem kann das Buch über den Literaturvertrieb der Roten Hilfe bezogen werden (literaturvertrieb@rote-hilfe.de).
Aufgrund der Pandemie bitten wir euch um vorherige Anmeldung per Mail an initiativeamad@riseup.net. Es besteht Maskenpflicht bis zum Erreichen des Sitzplatzes für alle und die Stühle stehen in einem Abstand von 1,5 Metern zueinander. Kommt nur zu der Veranstaltung, wenn ihr euch symptomfrei fühlt. Wir freuen uns auf euch!
Gegen das Vergessen, für die Aufklärung!
Gegen das Vergessen! Gedenken an die Verstorbenen der Familie Satır
“All das ist Rassismus und der ist für Amad tödlich geworden.”
Vorstellung der „Halim Dener”-Broschüre in Hamburg
Heute vor zwei Jahren wurde Amad an einem Badesee in Geldern von der Polizei verhaftet
Wir danken euch von Herzen!
Liebe Leute, ihr seid so unfassbar toll, uns fehlen die Worte! Innerhalb so kurzer Zeit haben wir unser Spendenziel für den Grabstein und die Grabgestaltung erreicht. Auch die Familie Ahmad lässt ihren herzlichen Dank an euch alle ausrichten.
Wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich noch weiter spenden. Alle Spendengelder, die nicht für die Grabgestaltung – auch mit Blick auf den Jahrestag von Amads Beerdigung am 13. Oktober – verwendet werden, kommen der Familie für alle weiteren anfallenden Rechtskosten zu.
Ganz herzlichen Dank für eure Unterstützung und Solidarität!